Portale eine praxisorientierte und auf Wirt- schaftlichkeit bedachte Vorgehens- weise Erfolg verspricht. Dies betont unter anderem Dörthe Wilhelms, Abteilungsleiterin Digitalisierung und zentrale Projekte beim Kreis Helmstedt: „Als finanzschwacher Landkreis müssen wir bei jedem Prozess auch auf die Wirtschaft- lichkeit achten. Eine Priorisierung durch uns, also welcher Prozess für Bürgerinnen, Bürger und Ver- waltung einen echten Mehrwert bringt, ist in vielen Fällen leider nicht möglich. So sind wir bei- spielsweise durch die EU-DLR ver- pflichtet, etwa 40 Dienstleistungen anzubieten, die sehr geringe bis gar keine Antragszahlen haben.“ Dör- the Wilhelms ergänzt: „Das sorgt bei den Mitarbeitern für wenig Verständnis, wenn man betrachtet, dass es Bereiche gibt, in denen die Antragszahlen – beispielsweise beim Wohngeld – explodieren und dringend Arbeitserleichterung durch digitalisierte Antragsstrecken notwendig wäre.“ Die grundlegende Frage ist in nahezu allen Kommunen, wie Online-Services bereitgestellt wer- den können. Christian Schumacher, OZG-Consultant bei Nolis sagt: „Es gilt, für jeden Prozess den richtigen Online-Service auszuwählen. Das können ein Einer-für-Alle (EfA)- Dienst oder ein anderes Web-For- mular sein, aber auch das Front End eines bewährten Fachverfahrens. Der frühere Ansatz, alles über den gleichen Weg zu lösen, hat sich als teure Sackgasse erwiesen.“ Das haben auch viele Kommunen erkannt. Dazu Dörthe Wilhelms vom Landkreis Helmstedt: „Eine große Herausforderung ist die Aus- wahl der Online-Services. Bei gerin- gen Fallzahlen, einfachen Prozessen oder einem nicht vorhandenen Fachverfahren setzen wir gerne auf die Lösung von Nolis, mit der wir unsere Anträge mithilfe des Formu- lar-Editors selbst bauen. Des Wei- teren setzen wir auf die Anträge, die uns momentan noch kostenlos über das NAVO (Niedersächsisches Antragsverfahren Online) bereitge- stellt werden.“ Ähnlich geht man in Oldenburg vor. Grundlage der An- tragsassistenten ist Form Solutions – die Formulare werden bei der Stadt in Eigenregie erstellt – aber auch andere Lösungen, wie NAVO oder der NOLIS | Formular-Editor, werden genutzt. Bei den Formularen setzen viele Verwaltungen auf interkommunale Kooperation. Partho Banerjea, CIO der Gemeinde Neu Wulmstorf, er- läutert: „Einzelne Kommunen waren und sind schlichtweg überfordert damit, eigenständig Formulare zu erstellen und einzubauen.“ Mit der interkommunalen Tauschbör- se, einer auf Kundenwunsch von Nolis bereitgestellten Plattform, in der Formulare nach dem Prinzip der Gegenseitigkeit bereitgestellt werden können (siehe auch Kommu- ne21 04/2023, Seite 24-25), sieht Partho Banerjea die Gemeinde Neu Wulmstorf auf einem guten Weg, die OZG-Angebote kontinuierlich erweitern zu können. Gute Angebote sorgen für stei- gende Nutzung. Das zeigt sich in allen Kommunen. Lennart Schaer präsentiert Zahlen der Stadt Han- nover: „Seit Ende 2021 haben wir neben der Nutzung von Fach-Soft- ware und EfA einen eigenen Formu- larservice etabliert. Hier konnten wir eine rasante Steigerung der Relevanz für unsere Kundinnen und Kunden verzeichnen. Im Schnitt produzieren wir zwei neue smarte Antragsassistenten pro Monat und haben seit Januar 2022 nun bereits über 14.000 Antragseingänge auf diesem Kanal erhalten.“ Unisono kritisch gesehen wird das Angebot an EfA-Leistungen, sie wer- den als Mangelware eingestuft. „Mit Spannung verfolgen wir, wann EfA- Angebote verfügbar sind, denn da besteht sicherlich Nachholbedarf“, meint Kai de Barse, Stellvertretender Leiter des Fachdiensts Informations- und Kommunikationstechnik und Projektleiter OZG bei der Stadt Ol- denburg, und drückt damit aus, was vielerorts gedacht wird. Ein anderer wichtiger Aspekt ist die Weiterverarbeitung der über Online-Services eingehenden Da- ten. Hedda Rosenboom, Leiterin des Amts für Personal- und Verwal- tungsmanagement in Oldenburg, sagt: „Das städtische Ziel, die Daten im Idealfall direkt in Fachverfahren laufen zu lassen, um den digitalen Prozess komplett umzusetzen, ist von vielen Variablen abhängig. Und die können wir leider nicht immer beeinflussen.“ Dass der Weg noch lange nicht zu Ende ist, darüber sind sich alle Be- teiligten einig. Beispielhaft drückt dies Frank Hinrichs von der Stadt Oldenburg aus: „Wir planen in die- sem Jahr Ausbaustufen mit eID, der BundID und einer Schnittstelle zum städtischen DMS. Insgesamt hat sich im Kontext OZG und Digitali- sierung der Austausch mit den an- deren Kommunen in Niedersachsen als besonders wertvoll erwiesen.“ Uwe Warnecke ist Geschäftsführer des E-Government-Spezialisten NOLIS. www.kommune21.de Kommune21 · 07/2023 19