Schul-IT zugänglich sind, der ja auf allen Endgeräten vorhanden ist. Zusätz- licher Vorteil: Eine professionell betriebene Cloud-Infrastruktur ist deutlich sicherer als unregelmäßig gewartete Kellertechnik. Zunächst nahmen Schulen aus dem nationalen Exzellenz- Schulnetzwerk MINT-EC an der HPI-Cloud teil, 2018 schloss Nie- dersachsen einen Ländervertrag ab, im Folgejahr gingen Brandenburg und Thüringen jeweils länderspe- zifische Kooperationen mit dem HPI ein. 2020 schloss sich auch das Zentralamt für Auslandsschul- wesen an. Als im selben Jahr die Corona-Pandemie losbrach und die desolate digitale Situation an vielen Schulen offenkundig wurde, konnten binnen eines halben Jahres bundesweit 3.500 Schulen in die Schul-Cloud des HPI eingebunden werden. 2021 ging sie an den öf- fentlichen IT-Dienstleister Dataport über. Momentan sind 4.100 Schulen registriert, und von den 2,1 Millio- nen Nutzerinnen und Nutzern sind 1,9 Millionen Schüler. Die Funktionalitäten der Schul- Cloud umfassen Anwendungen für Kommunikation und Kollaborati- on, das heißt, Schülerinnen und Schüler können auf der Plattform untereinander und mit den Lehr- kräften kommunizieren oder auch Videokonferenzen abhalten. Ein Lern-Store stellt Bildungsmedien zur Verfügung, es gibt einen News- Bereich, eine Aufgabenverwaltung, Stundenplan und Kalender, eine Dateienablage sowie einen eigenen Messenger-Dienst. „Technisch wird die Schul-Cloud von Grund auf neu entwickelt“, berichtet Matthias Lu- derich, Abteilungsleiter Lösungen Bildungswesen bei Dataport, „wo- bei auch neue Funktionen entste- hen wie die Integration von Next- cloud als Datei-Sharing und ein neues Management von Identitäten mittels Keycloak.“ Luderich hebt auch die strengen Anforderungen an Datenschutz, IT-Sicherheit und Barrierefreiheit hervor. Von Anfang an wurde die Schul- Cloud des HPI vom Bundesminis- terium für Bildung und Forschung (BMBF) als Pilotprojekt gefördert. Zunächst flossen sieben Millionen Euro für die technische Entwick- lung und Umsetzung. 2020 stellte das BMBF nochmals zwölf Millio- nen Euro zur schnellen Unterstüt- zung der Schulen in der Corona- krise zur Verfügung. Hierüber regte sich viel Unmut. Kommerzielle Anbieter ärgerten sich über eine Wettbewerbsverzerrung, politische Parteien wie Grüne und Liberale monierten die Vergabepraxis. Und als aus dem Pilotprojekt schließlich ein Marktteilnehmer wurde, wand- ten sich sieben Privatanbieter per Brief an das BMBF und beklagten eine Verletzung des Subsidiari- tätsprinzips. Die Anbieter waren an Schul-IT-Systemen in anderen Bundesländern beteiligt, und aus diesen kam das altbekannte Argu- ment, der Bund möge sich nicht in die Bildungspolitik der Länder einmischen. Dort werden ganz unterschiedli- che Bildungsplattformen betrieben: von Moodle, SESAM, DiLer und ella@bw in Baden-Württemberg über learn:line, Edmond, Bipar- cours und Logineo in Nordrhein- Westfalen bis hin zu Schulbox RLP, MNS+, moodle@rlp, Emogea, Etherpad und Schulcampus.RLP in Rheinland-Pfalz. Nur Berlin, Bayern und Thüringen begnügen sich mit einer einheitlichen landesweiten Lösung. Von einem völligen Wild- wuchs von Systemen zu sprechen, erscheint angesichts der vom je- weiligen Kultusministerium geneh- migten Vielfalt an technischen Sys- temen – insgesamt 46 bundesweit – nicht übertrieben. Das ist vielleicht aus didaktischer Perspektive nicht zu beanstanden, solange der digita- le Unterricht funktioniert und die Bildungsziele erreicht werden, aber doch zumindest volkswirtschaftlich wenig effizient. Der ehemalige HPI-Chef Chris- toph Meinel zeigte sich unzufrieden mit dem gegenwärtigen Kurs in der Schulpolitik. In einem Gespräch mit dem Berliner Tagesspiegel sag- te er: „Es ist ein grundsätzliches Missverständnis, dass es besser ist, wenn in Deutschland alles dezen- tral organisiert ist.“ Eine digitale Infrastruktur könne nur im großen Maßstab effizient und sicher be- trieben werden, und nur der Bund könne Skaleneffekte generieren, weil er die notwendigen Ressour- cen habe. Vonseiten Dataport heißt es: „Wir sehen im Bereich der Schul-IT einen Bedarf für eine ver- stärkte föderale Zusammenarbeit. Beispiele wie der IT-Planungsrat und die FITKO, aber auch govdigi- tal zeigen, dass dies im Bereich der Verwaltungsdigitalisierung sehr hilfreich ist. Für die Schul-IT gibt es hier noch Entwicklungsmög- lichkeiten.“ Helmut Merschmann Link-Tipp Folgeprojekt der HPI-Schul- Cloud ist die dBildungscloud. Weitere Informationen unter: • https://dbildungscloud.de www.kommune21.de Kommune21 · 06/2023 27