Clouddienste systeme lesen Cloud-Edge-Systeme die Daten lokal aus, was deutlich schnellere Reaktionen ermöglicht. So lassen sich beispielsweise bei Staus, Unfällen oder erhöhtem Verkehrsaufkommen frühzeitig dy- namische Umleitungen einrichten. Es ist wichtig, dass technologi- sche Autonomie und die öffentliche Daseinsvorsorge verknüpft werden. Eine gezielte Förderung der For- schung und die Entwicklung ein- heitlicher Standards legen die Basis dafür, verlangen aber auch eine enge Kooperation zwischen Verwal- tung, Wirtschaft und Politik. Die gemeinsame Frage lautet: Wie ent- steht überhaupt eine eigenständige und zugleich marktfähige Lösung? Die Antwort liefern hybride Ansätze, also die Verbindung von souveränen und öffentlichen Clouddiensten. Die Art der Da- ten bestimmt dann die Wahl der Plattform: Sensitive Daten können in souveränen Clouds, unkritische Anwendungen über Public Clouds abgewickelt werden. Diese Flexibi- lität ermöglicht es den Behörden, einerseits den hohen Sicherheitsan- forderungen gerecht zu werden und andererseits kosteneffizient zu ar- beiten. In Public Clouds profitieren die Verwaltungen außerdem von kostengünstigen Cloud-Analyse- Tools, die ihnen helfen können, fundierte Entscheidungen zu treffen – sei es in der Verkehrsplanung oder im Krisenmanagement. Um starke Abhängigkeiten zu verhindern, ist es sinnvoll, auf meh- rere Cloudanbieter zu setzen. Wenn die Arbeitslast auf verschiedene Systeme verteilt ist, erhöht sich auch deren Ausfallsicherheit, wo- durch wiederum die Kontinuität der Dienste gewährleistet ist. Durch die Lastverteilung können beispiels- weise cloudbasierte Bürgerportale einen sicheren digitalen Zugang zu Verwaltungsdienstleistungen bieten. Dank der robusten Infra- struktur stehen die Dienste auch bei erhöhtem Datenverkehr oder technischen Problemen zuverlässig zur Verfügung. und Bürger können hier ebenfalls relevante Informationen finden, um beispielsweise Einwände zu melden. Für einen sicheren und direkten Datenaustausch zwischen allen Akteuren sorgen standardi- sierte Formate. In Summe wird der gesamte Prozess beschleunigt, während die Beteiligten die volle Kontrolle über ihre Daten behalten. Daran anschließend können euro- päische Datenräume die Souveräni- tät in der öffentlichen Verwaltung zusätzlich stärken. Analog zum Nutzen von beispielsweise Catena- X für die Autobranche ermöglichen sie eine transparente, behörden- übergreifende Zusammenarbeit in einem digitalen Ökosystem. Wie sich die beschriebenen An- sätze auf die Praxis auswirken, soll am Beispiel kommunaler Bauvorha- ben gezeigt werden. Um Bauvorha- ben bearbeiten zu können, müssen öffentliche Verwaltungen die Daten aus unterschiedlichen Quellen wie Bebauungspläne, Umweltgutachten und geodätische Daten einsehen können. Diese Daten liegen dezen- tral ab. Ein Datenraum würde es den unterschiedlichen Akteuren – beispielhaft genannt seien Bau-, Umwelt- oder Denkmalschutzäm- ter – ermöglichen, parallel relevante Informationen anzufordern und Anträge zu prüfen. Bürgerinnen Die Zeit zu handeln ist jetzt. Geopolitische Konflikte zeigen, wel- che Risiken die Abhängigkeit von außereuropäischen Tech-Giganten birgt. Nur wenn Europa seine digitale Infrastruktur konsequent ausbaut und dabei auf Souveränität setzt, können öffentliche Einrich- tungen ihre Dienste zukunftssicher gestalten. Damit einher gehen auch große strategische Chancen für Eu- ropa. Der Aufbau entsprechender Infrastrukturen wiederum ist eine gesamteuropäische Aufgabe, die nur gemeinsam gemeistert werden kann. Die technischen Lösungen sind vorhanden, jetzt gilt es, sie konsequent einzusetzen und wei- terzuentwickeln. Ferri Abolhassan ist Vorstandsmitglied der Deutschen Telekom AG und Chief Executive Officer (CEO) der T-Systems International GmbH. Christine Knack- fuß-Nikolic ist Chief Technology Officer (CTO) der T-Systems International GmbH. Die Initiative 8ra Im Rahmen von IPCEI-CIS (IPCEI Next Generation Cloud Infrastruc- ture and Services), einem zentralen digitalpolitischen Projekt der Euro- päischen Union, arbeiten zahlreiche Mitgliedstaaten gemeinsam daran, ein leistungsstarkes und nachhaltiges Multi-Provider Cloud-Edge-Kontinu- um für Europa aufzubauen. Um die einzelnen Projekte des IPCEI-CIS zu vereinen, haben die Teilnehmer die 8ra-Initiative ins Leben gerufen. Sie stellt sicher, dass die IPCEI-CIS- Projekte nachhaltige und zukunfts- weisende Ergebnisse liefern – und damit Europas technologische Inno- vationsführerschaft weiter ausbauen. www.kommune21.de Kommune21 · 03/2025 25